Informationen zur Grundfutteranalyse für Pferde
Allgemein
So füttern Sie Ihr Pferd artgerecht.
Wildpferde durchstreiften einst in großen Herden die Steppen. Bis zu 16 Stunden waren sie mit der Nahrungssuche beschäftigt, legten viele Kilometer zurück und füllten ihren Magen langsam mit vielen kleinen Portionen. Auf diese Weise konnte ein Pferd 50 bis 60 kg Gras pro Tag fressen. Dies entsprach einem Trockensubstanzgehalt von 10 – 12 kg. Auch heute geht man in der Pferdefütterung bei der Rationsberechnung davon aus, dass pro 100 Kilogramm Pferd zwei Kilogramm Futter in der Trockensubstanz aufgenommen werden.
Raufutter spielt in der Pferdefütterung nicht nur in ernährungsphysiologischer Hinsicht eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte zum Steppentier haben Pferde das instinktive Bedürfnis, ständig zu fressen und sich dabei zu bewegen. Weil das Pferd ein Dauerfresser ist, produziert der Pferdemagen ununterbrochen Magensäure. Diese Magensäure kann nur durch Speichel, der ausschließlich beim Kauen fließt, neutralisiert werden. Ist der Magen länger als vier Stunden ohne Beschäftigung, greift die ständig produzierte Magensäure die Schleimhaut an. Folgen falscher Fütterung können Magengeschwüre, Koliken und anormales Verhalten wie z. B. Koppen und Weben sein.
Aus morphologischer und anatomischer Sicht sollten Pferde stets genügend Raufutter (Heu und Stroh) zur Verfügung gestellt bekommen. Das Raufutter sollte den Tieren auf dem Boden oder in bodennahen Trögen (die maximale Höhe ergibt sich aus der Formel 0,3 x Widerristhöhe) angeboten werden. Von einer Nutzung von Heunetzen ist abzuraten. Werden die Heunetze wie gewöhnlich hoch aufgehangen, so verschlucken die Pferde beim Fressen viel Luft, was zu Verdauungsproblemen führen kann. Tief angebrachte Heunetze bergen hingegen Verletzungsgefahren.
Mykotoxine - die verborgene Gesundheitsgefahr
In beiden Fällen scheiden die Pilze zum Teil sehr giftige Stoffwechselprodukte, sogenannte Mykotoxine ab, die für das Pferd gefährlich werden können.
Dabei tritt selten eine akukte Vergiftung auf.
Vielmehr kommt es bei längerer Verfütterung von belastetem Futter zu einer chronische Vergiftung mit Symtomen, die sich langsam verstärken.
Im Bild: Mikroskopische Aufnahme dieses Futters mit Pilzhyphen.
Typische Krankheitssymptome durch Mykotoxine sind: Leberbelastungen und Nierenschäden, Verdauungsstörungen (Durchfall, Kotwasser, Kolliken), neurologische Beschwerden, Herz-/Kreislaufprobleme und Atemwegserkrankungen.
Besonders die Leber leidet, da sie das Entgiftungsorgan des Körpers ist.
Wenn das Mykotoxin nur schlecht oder überhaupt nicht abgebaut werden kann, kommt es zu Leberschäden, die oft irreversibel sind.
Oft sind die chemischen Bezeichungen der Toxine Zungenbrecher und deshalb haben wir Sie mit Abkürzungen versehen.
Die im Futter enthaltenen Toxine kann man in zwei Gruppen einteilen:
Feldtoxine entstehen in und auf der Pflanze vor der Ernte.
Deutsches Weidelgras, Wiesen- und Rotschwingel und verschiedene Kräuter gehen mit Pilzen (vermehrt unter Streßbedingungen) Symbiosen ein:
Im Inneren der Pflanze findet der Pilz Lebensraum und Nährstoffe. Im Gegenzug erhöht er die Widerstandsfähigkeit seines Wirts gegen Trockenheit (Unterstützung bei Wasseraufnahme) und Verbiss bzw. Fraßfeinde durch Toxine.
Pilze können aber auch Gräser parasitieren, wie z.B. der Fusariumpilz.
Lagertoxine werden durch Schimmelpilze bei ungünstigen Lagerbedingungen wie zu hohe Feuchtigkeit und mangelnde Belüftung gebildet.
Zu den Wirkungen der Mykotoxine im Einzelnen:
OTA
(Ochratoxin A)
Es kann Mutationen am Embryo oder Veränderungen am Erbgut eines Organismus hervorrufen. Ochratoxin verursacht schwere Leber- und Nierenschäden und vermindert die Immunabwehr.
Lagertoxin.
DON
(Deoxynivalenol)
Eine Vergiftung äußert sich durch Lethargie, verminderte Fruchtbarkeit, Ataxie (Störung der Bewegungskoordiantion), Durchfall, Magenschleimhautreizungen und eine Herabsetzung der Immunabwehr.
Feldtoxin, das vom Fusariumpilz stammt: Er parasitiert Gräser und bildet DON.
FUM
(Fumosin B1 + B2)
Dieses Pilzgift ist krebserregend, schädigt Leber, Nieren und Nervenzellen. Es verursacht auch Herz- /Kreislaufprobleme und Dünndarmentzündungen. Feldtoxin.
ZEN
(Zearalenon)
Zearalenon ist chemisch und thermisch so stabil, dass sein Gehalt in kontaminierten Futtermitteln weder durch Erhitzung oder andere thermische Behandlungen oder besondere Lagerung nennenswert reduziert werden kann. Es wirkt als Pilzgift östrogen (Fruchtbarkeitsstörungen). Feldtoxin.
AFL
(Aflatoxin)
Äußerst toxisch, krebeserregend. Wird in der Leber verstoffwechselt und verursacht dort schwere Schäden. Es greift zudem Organe wie Herz, Lunge und Niere an. Aflatoxine werden über die Muttermilch weitergegeben und schädigen somit auch das Fohlen. Lagertoxin.
T2
(T2-und HT2-Toxin)
Die Mykotoxine T-2 und HT-2 Toxin werden meistens von Fusarium-Pilzen gebildet und kommen hauptsächlich im Hafer und Gerste vor. Diese Mykotoxine sind bekannt für ihre hohe Toxizität und kanzerogene Wirkung auf Säugetiere. Sie können Hautreizungen, Atemwegserkrankungen und Blutbildungsstörungen verursachen. Feldtoxin.
In der Futtermittelverordnung gibt es einige Grenz- und Richtwerte für Mykotoxine, die allerdings sehr hoch liegen und bei Grundfutter selten überschritten werden.
In dieser Verordnung geht es vor allem darum, den Übergang von Mykotoxinen in die tierischen Produkte wie Fleisch, Milch und Eicher zu verhindern.
Es gibt kaum wissenschaftlich fundierte Daten über die chronische Wirkung von Mykotoxinen beim Pferd.
Deshalb haben wir hilfswiese die Daten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von Mykotoxinen beim Menschen herangezogen.
Diese haben wir dann auf das Körpergewicht der Pferde hochgerechnet.
Hiermit lassen sich Orientierungswerte zur maximalen Mykotoxinbelastung des Futtermittels ableiten.
Beispiel:
Der TDI-Wert für OTA liegt beim Menschen bei 0,018 Mikrogramm/kg Körpergewicht.
Ein Mensch mit 60 kg Körpergewicht dürfte dann maximal 60 * 0,018 Mikrogramm = 1,08 Mikrogramm OTA pro Tag zu sich nehmen, damit langfristig keine Gesundheitsschäden entstehen.
Bei einem Pferd mit 600 kg käme man also auf 10,8 Mikrogramm OTA pro Tag.
Würde das Pferd 8,0 kg Heu am Tag Fressen, dürften in einem Kilo Heu höchstens 1,35 Mikrogramm OTA enthalten sein.
Sicher kann man Mensch und Pferd nicht direkt vergleichen, aber die für den Menschen festgelegten Werte stammen auch aus Tierversuchen mit Rassen und Mäusen.
Niemand wird aus ethischen Gründen die Toxizität direkt am Menschen oder am Pferd testen.
Unbekannt ist auch, wie die Wirkung der über den Staub aufgenommenen Mykotoxine in den Atemwegen und der Lunge ist.
Die wie im Beispiel hergeleiteten Orientierungswerte sollen den Tierbesitzer nicht in Angst und Schrecken versetzen.
Das Gesundheitsrisiko durch eine kurzfristige Belastung über den berechneten Orientierungwerten ist gering.
Es ist wie beim Rauchen: Eine Zigarette bringt einen nicht um, aber das tägliche Rauchen wird irgendwann garantiert zum Gesundheitsproblem.
Vielmehr sollte man im Fall einer Belastung darüber nachdenken, das Futter zu wechseln, um Gesundheitsrisiken zu vermeiden.
Die bisher durchgeführten Mykotoxinmessungen untermauerten in über 90% der Fälle unsere mikroskopischen Befunde.
Da es aber auch Schimmelpilze gibt, die kaum oder nur wenig Mykotoxin bilden, kann von der Mikroskopie nicht immer auf die tatsächliche Mykotoxinbelastung geschlossen werden.
Im Einzelfall kann sich sogar hinter einem einwandfreien mikroskopischen Bild eine Mykotoxinbelastung verbergen.
Rohnährstoffe
Energie: Was Ihr Pferd antreibt.
Die Pflanzen gewinnen mit Hilfe der Photosynthese aus dem Sonnenlicht Energie und können diese Energie in chemischer Form speichern.
Würde die Pflanze verbrannt werden, würde das in ihr enthaltene Wasser verdampfen, die chemische Energie in Wärmeenergie umgewandelt werden und etwas Asche übrig bleiben. Die freigesetzte Wärmeenergie, die aus Kohlehydraten, Proteinen und Fetten stammt, ist die sogenannte Bruttoenergie (GE), gemessen in Megajoule (MJ).
Das Verdauungssystem des Pferdes kann diese Bruttoenergie aber nicht vollständig nutzen, hat also keinen 100%igen Wirkungsgrad. Über die Ausscheidung von Kot, Harn, Darmgasen (Methan) geht Energie verloren und es bleibt die sogenannte Umsetzbare Energie (ME) übrig. Diese Energie steht für den Stoffwechsel des Tieres (Erhaltungsbedarf) und für Bewegung/Leistung zur Verfügung.
Mit der sogenannten Rohnährstoffanalyse werden die Gehalte an Rohwasser, Rohasche, Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Kohlehydraten bestimmt.
Diese Stoffgruppen enthalten unterschiedlich große spezifische Energiemengen, sodass über eine Schätzgleichung der Gesamtenergiegehalt und die Umsetzbare Energie berechnet werden können.
Ein Kilo überständiges Heu enthält 5,2 Megajoule ME, zum Ende der Blüte liefert es ca. 5,5 MJ/ME und Mitte der Blüte 6,0 MJ/ME.
Mit unserer Futteranalyse erhalten Sie eine Beurteilung, ob Ihr Pferd mit dem untersuchten Heu optimal mit Energie versorgt wird oder nicht.
Zuviel Zucker macht krank.
Das Zuckermolekül Fruktan wird vor allem im Frühjahr und Herbst im Gras gespeichert.
Spitzenwerte ergeben sich an sonnigen Tagen, wo die Wärme für das Pflanzenwachstum fehlt. Oft macht Fruktan die Hälfte des gesamten Zuckergehaltes aus. Eine erhöhte Fruktanaufnahme verursacht eine extreme Vermehrung der Milchsäurebakterien im Dickdarm. Die Folge: Der Darminhalt übersäuert und es kommt zum massenhaften Absterben lebenswichtiger Darmbakterien und die Darmwände werden geschädigt. Nun können Endotoxine, die beim Zerfall der Milchsäurebakterien entstanden sind, über die Darmwand in den Blutkreislauf und dann in die Huflederhaut gelangen. Dort lösen sie Entzündungen aus. Bei vorbelasteten Tieren (Übergewicht, Störungen im Glucosestoffwechsel) kann Fruktan dadurch Hufrehe verursachen. Wir messen in Grasprodukten den Gesamtzucker und Fructangehalt und liefern Ihnen Informationen, ob ein Risiko vorliegt.
Mineralstoffe & Spurenelemente
Damit Ihrem Pferd nichts über die Leber läuft.
Die Leber ist das größte Verdauungsorgan des Pferdes und wiegt bei einem Warmblutpferd etwa 5 kg. Sie ist am Stoffwechsel von Kohlehydraten, Proteinen und Fetten beteiligt und speichert Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Ihre wichtigste Aufgabe besteht in der Entgiftung des Körpers. Giftige Stoffwechselprodukte, Medikamentenrückstände, Schwermetalle, Pflanzen- und Pilzgifte werden unschädlich gemacht und über die Nieren ausgeschieden.
Die Leber ist enorm regenerationsfähig, doch wenn etwa 70% der Leber nicht mehr richtig funktioniert, kommt es auch zu sichtbaren Krankheitssymptomen.
Mögliche Ursachen für Leber-Probleme:
- Proteinüberschuss
- Fettüberschuss
- Schimmeliges Heu (Mykotoxine)
- Fehlgärungen bei Heulage (Mykotoxine)
- Erhöhte Schwermetallgehalte in Futter oder Tränkewasser
- Giftpflanzen (z.B. Herbstzeitlose, Jakobskreuzkraut).
Hier hilft Ihnen unsere Grundfutteranalyse, die Ursachen aufzudecken.